Freudenberg Sealing Technologies (FST) hat eine strategische, auf zehn Jahre angelegte Initiative gestartet, die darauf zielt, an allen Standorten auf den Einsatz fossiler Brennstoffe zur Energiegewinnung zugunsten klimafreundlicher Lösungen zu verzichten. Ein Mittel zum Zweck ist dabei, Abwärme aus der Produktion nicht zu vergeuden und über Kühltürme ungenutzt abzuführen. Die Abwärme wird stattdessen zum Heizen von Gebäuden und Fertigungsprozessen verwendet.
Die Präsentation, die Hans Kloos, Lean/GROWTTH & Sustainability, auf seinem Laptop aufruft, ist fast eineinhalb Jahrzehnte alt. Im Seitenkopf steht noch die frühere europäische Firmenbezeichnung Freudenberg Dichtungs- und Schwingungstechnik. Aber diese Präsentation ist alles andere als alt und überholt, sondern sie ist topaktuell.
Gleich auf der ersten Seite nach Deckblatt und Inhaltsverzeichnis stehen unter dem Titel „Effiziente Energienutzung“ als erste Punkte: „Abwärmenutzung aus Produktionsmaschinen zur Gebäudeheizung“, „Abwärmenutzung von Kältemaschinen für Lüftungsanlagen und Gebäudeheizung“, „Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung“, „Abwärmenutzung eines drehzahlgeregelten Druckluftkompressors für Bürobeheizung“. Dies alles hatte FST zum damaligen Zeitpunkt am Standort Öhringen bereits verwirklicht. Mit dem Effekt, dass dieser Standort seither keine fossilen Brennstoffe mehr zum Heizen verfeuern muss.

Photovoltaik und Batterien
Genau dieses Ziel verfolgt FST jetzt systematisch mit dem „Fossil Fuel Elimination Plan“. Bei dem auf ein Jahrzehnt angelegten Vorhaben, global aus der Verwendung fossiler Brennstoffe auszusteigen, kann das Unternehmen also bereits auf langjährige Erfahrungen aufbauen. Außerdem kann FST diese Erfahrungen um weitere Elemente ergänzen. Beispielsweise um Photovoltaik-Anlagen, wie sie – zusätzlich zur Wärmerückgewinnung – bei der Neugestaltung der Standorte Emmerich und Chennai (Indien) verwirklicht wurden. Ruht in Emmerich an einem Winterwochenende die Produktion, springt die elektrische Wärmepumpe beim Heizen ein.
Eine weitere ergänzende Möglichkeit in Sachen Energieeffizienz sind ortsfeste Batterien: Am Standort Berlin ist bereits ein solcher „Mikro Grid“ genannter Energiespeicher im Einsatz. Auch beim anstehenden Werksneubau in Morinda (Indien) untersucht FST die Einsatzmöglichkeiten einer mittels Photovoltaik gespeisten Großbatterie. Im Falle eines Stromausfalls könnte diese Batterie das gesamte Werk vorübergehend mit Energie versorgen, bis die Notstromaggregate hochgefahren sind. Das würde helfen, Material-, Zeitverluste beziehungsweise Mehraufwand für Maschinenreinigungen durch ungeplante Stillstände zu vermeiden.
Kloos und Karl Ludwig Stein, ebenfalls Lean/GROWTTH & Sustainability, sind sich beide bewusst, dass Investitionen in nachhaltige Lösungen sich nicht von heute auf morgen amortisieren. „Der Klimaschutz erfordert, dass wir nachhaltig handeln, also möglichst umfassend und bald aufhören, fossile Energien zu verheizen. Bei jeder unserer Investitionsentscheidungen betrachten wir daher genau, wie sie unseren CO2-Fußabdruck beeinflusst. In der Gebäudetechnik verfolgen uns Investitionsentscheidungen die nächsten 40 Jahre. Was wir heute entscheiden, überlebt mehr als eine ganze Generation“, verdeutlicht Kloos die Tragweite aktueller Weichenstellungen. Umso positiver beurteilen beide den „Fossil Fuel Elimination Plan“ sowie die zahlreichen weiteren Anstrengungen in Richtung Energieeffizienz und CO2-Neutralität bei FST. Stein: „Das geht alles in die richtige Richtung.“
Nachwachsendes Holz anstatt fossilem Gas
Apropos CO2-Neutralität: Die fossilen Brennstoffe, die heute an FST-Standorten noch eingesetzt werden, braucht das Unternehmen vor allem zum Heizen. „Zu 85 bis 90 Prozent unserer fossil erzeugten Wärmeenergie fließt in die Heizungsanlagen für Produktions- und Verwaltungsgebäude“, erklärt Kloos. Der Großteil der Hydraulikpressen wird dagegen schon heute mit Strom betrieben. Seine weltweit letzte mit Öl betriebene Gebäudeheizungsanlage – Notstromaggregate ausgenommen – hat FST kürzlich in Oberwihl durch eine umweltfreundliche Holzhackschnitzelheizung ersetzt.
„Als nächstes sind die Gasheizungen an der Reihe“, blickt Stein voraus. Hamburg ist der erste Standort, der mit Mitteln des „Fossil Fuel Elimination Plan“ energetisch auf Vordermann gebracht wird. In der Hansestadt betreibt FST bis dato noch eine Reihe großer Vulkanisationspressen mit Prozessdampf, der mit Gas erzeugt wird. Gleiches gilt für die Absorptionsanlage, mit der FST dort Lösemittel zurückgewinnt. Auch die Wärme der Gebäudeheizung wird in Hamburg noch aus Gas erzeugt. „Es handelt sich um unterschiedliche Heizaufgaben auf unterschiedlichen Einsatzfeldern mit unterschiedlichen Anforderungsprofilen und Temperaturniveaus. Es könnte daher durchaus sinnvoll sein, die Energie dafür an diesem Standort aus verschiedenen Energiequellen zu gewinnen“, verdeutlicht Kloos.
Details werden derzeit geprüft. Die Bandbreite möglicher Energieträger beziehungsweise Erzeugungsarten für eine standortspezifische Lösung reicht dabei von Biogas bis Wärmepumpe. So oder so sind überall möglichst klein dimensionierte – dadurch kostengünstige – Heizungsanlagen erste Wahl, die mit niedrigen Temperaturen und dementsprechend niedrigem Energieeinsatz betrieben werden können. Dies erfordert unter anderem eine effiziente Gebäudedämmung, die sich an allen Standorten nur in enger Kooperation mit Freudenberg Real Estate verwirklichen lässt.